VGL-Test: Was ist das und wofür braucht man das?

Was macht eine Population krank und was macht sie gesund? Diese Frage beschäftigt nicht nur Forscher*innen in Bezug auf Menschen, sondern auch auf Tiere. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Inzucht ein Problem für die Gesundheit ist. Wie der VGL-Test dabei helfen kann, gesunde Nachkommen bei Pudeln hervorzubringen, lesen Sie hier.

2015 veröffentlichte in Amerika die Universität von Kalifornien (UC Davis) dazu eine Studie, die den Großpudel im Fokus hat. Konkret geht es in der Studie um die Auswirkung von genetischen Flaschenhälse und Inzucht auf das Auftreten von zwei bedeutenden Autoimmunerkrankungen – Sebadenitis (SA) und Morbus Addison (MA) – bei Großpudeln. („The effect of genetic bottlenecks and inbreeding on the incidence of two major autoimmune diseases in standard poodles, sebaceous adenitis and Addison’s disease.“)

Denn seit Mitte des letzten Jahrhunderts treten bei Großpudeln vor allem diese beiden Autoimmunkrankheiten vermehrt auf. „Zeitgleich mit deren Auftreten wurde mit einer Handvoll Hunde inflationär verpaart, weil sie hochdekorierte Champions waren. Diese schienen den Genpool so minimiert zu haben, dass ein genetischer Flaschenhals, ein bedeutender Engpass, entstand. Durch diesen wurden MA und SA seither vermehrt vererbt. In genau dem Flaschenhals, in dem sich die gesamte Rasse der Großpudel aller Farben wohlgemerkt bis heute befindet.“ (Quelle:  https://www.rock-a-dog-hamburg.de/diversit%C3%A4t-in-der-pudelzucht/wege-aus-dem-flaschenhals-teil-1/).

Aus der Studie ist der sogenannte VGL-Test (Veterinary Genetics Laboratory) entstanden. Mit diesem kann die Inzucht im Hund „gemessen“ werden. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass das Ergebnis nicht sagt, ob ein einzelner Hund „gut“ oder „schlecht“ ist. Aussagen sollten sich nie pauschal auf einen Hund, sondern auf eine (geplante) Verpaarung beziehen. Dabei gilt, dass vielfältig
 + vielfältig ist nicht gleich „sehr vielfältig“ ist. Denn zwei Hunde mit vielfältiger (aber ähnlicher) DNA miteinander zu verpaaren, kann die genetische Vielfalt für die Welpen einschränken. Gleichzeitig können ein Hund mit einer weniger vielfältigen DNA und ein Hund mit einer vielfältigen DNA sehr vielfältige Welpen (im Hinblick auf die Gene) hervorbringen.

SO kommt es immer auf das Zusammenspiel mit dem Partner (und dessen DNA) an. 
Der VGL-Test hilft also, den passenden (= genetisch möglichst verschiedenen/unverwandten) Partner zu finden. So kann die genetische Vielfalt bei den Welpen und nachkommenden Generationen verbessert werden. Dank der Plattform BetterBred kann das genetische Ergebnis für die Welpen einer Verpaarung (von zwei VGL-getesteten Hunden) getestet und vorab errechnet werden. Ein sehr nützliches Tool im Kampf gegen genetische Flaschenhälse und Autoimmunerkrankungen wie SA und MA.

Freki hat den VGL-Test und ich versuche Deckrüdenbesitzer zu finden, welche ihre Hunde ebenfalls getetet haben oder bereit sind, diese zu testen – glücklicherweise lassen immer mehr Züchter und Deckrüdenbesitzer ihre Pudel testen.

Wenn Sie mehr zum Thema VGL und Inzucht erfahren wollen, empfehle ich Ihnen die dreiteilige Artikelreihe „Wege aus dem Falschenhals“ von Yvonne Neuschulz, die sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat: https://www.rock-a-dog-hamburg.de/diversit%C3%A4t-in-der-pudelzucht/wege-aus-dem-flaschenhals-teil-1/.